Kurz und bündig vom Ältestenrat - Kohlenstoff in Apfelbäumen

Einleitung
CO² und NOX(NO+NO²) gelten als schädliche Umweltgase, die sich in der Erdatmosphäre anreichern. Sie entstehen vorwiegend durch die Nutzung fossiler Energie und fördern den Klimawandel. Unter anderen wird der Landwirtschaft und dem Gartenbau vorgeworfen zu viel davon zu produzieren. Dazu soll angemerkt werden, dass Nutzpflanzen je nach Art unterschiedlich stark CO² und NOX über die Blätter aufnehmen und mit Hilfe von Lichtenergie in die verschiedenen Pflanzenteile einbauen. Sie sind Hauptnährstoffe für die Pflanzen. In Apfelanlagen werden sie in Stämmen, Ästen und Wurzeln jahrelang in Form von Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) gespeichert und tragen damit wesentlich zur Verringerung der genannten Umweltgase bei, wenn sie nicht nach der Rodung durch Verbrennung wieder freigesetzt werden.

Über die Aufnahme und den Einbau von NOX in den Pflanzenstoffwechsel wissen wir bisher noch wenig. Anders ist das bei CO² bzw. bei Kohlenstoff. Um eine Vorstellung zu bekommen wieviel Kohlenstoff in Apfelbäumen unter verschiedenen Bedingungen gespeichert wird,  versuche ich im Folgenden an Hand von Untersuchungen zu errechnen wieviel davon in Apfelbäumen unter verschiedenen Bedingungen eingelagert wurde. Gleichzeitig ergeben sich daraus mehrere Fragen auf die eine Antwort gefunden werden soll.

Frage 1. Wieviel Kohlenstoff befindet sich in den verschiedenen Pflanzenteilen von unterschiedlich alten Apfelbäumen auf schwachwachsender Unterlage zur Erntezeit? 

Die Untersuchungen dazu erfolgten an Bäumen der Sorte ‘Golden Delicious’ auf schwach wachsender Unterlage. Sie wurden entweder im Freiland oder in Lysimetern kultiviert. Alle Anbau- und Pflegemaßnahmen erfolgten nach herkömmlichen Verfahren. Die Äpfel wurden jeweils im Oktober geerntet und die Bäume in Wurzel, Stamm, Sprosse und Blätter zerlegt. Alle Teile wurden bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. In zahlreichen Trockensubstanzproben aus den Pflanzenorganen konnte der Kohlenstoffgehalt bestimmt werden. Deshalb ist es möglich aus der ermittelten Trockensubstanz der Bäume den Kohlenstoffgehalt zu errechnen.

Tab.1: Kohlenstoffgehalt in verschiedenen Pflanzenteilen von vierjährigen Apfelbäumen der Sorte ‘Golden Delicious’ auf M9

Pflanzenorgan                Kohlenstoffgehalt (g)                 Anteil i. %  
Wurzel                           187.6                                      11.06
Stamm, Sprosse             317.5                                      18.72
Blätter                           190.0                                      11.22
Früchte                        1000.5                                      59.00
--------------------------------------------------------------------------------------------
Gesamtgewicht             1695.6                                    100.00

Der hohe Kohlenstoffgehalt in den Pflanzenorganen, besonders in den Früchten, zeigt die Bedeutung von C als Nährstoff für die Apfelbäume. Mehr als die Hälfte des C-Gehaltes der Bäume befand sich in den Früchten. Aber auch die C-speichernden Wurzeln, Stamm und Sprosse enthalten beachtliche Mengen (505.1 g/Baum).Werden diese Durchschnittswerte von jeweils 16 untersuchten Bäumen auf eine entsprechend intensive Pflanzung von 2800 Bäumen pro ha umgerechnet,  dann hat eine derartige Anlage innerhalb von nur vier Jahren 1414.3 kg C/ha  in Wurzeln, Stämmen und Sprossen gespeichert. In den Ernteprodukten befanden sich im vierten Standjahr 2801.4 kg C /ha.

In einer zweiten Tabelle werden die C- Werte von fünfjährigen Bäumen der Sorte Golden Delicious auf M9 dargestellt.

Tab.2: Kohlenstoffgehalt in verschiedenen Pflanzenteilen von fünfjährigen Apfelbäumen der Sorte Golden Delicious auf M9

Pflanzenorgan                         Kohlenstoffgehalt (g)         Anteil i.%
_____________________________________________________
Wurzel                                    205.9                               8.18
Stamm, Sprosse                      667.5                              26.53                             
Blätter                                    318.5                              12.66
Früchte                                  1323.8                             52.63
_______________________________________________________
Gesamt                                  2515.7                           100.00

Die fünfjährigen Bäume zeigen eine wesentliche Steigerung der Kohlenstoffeinlagerung im Vergleich zu den vierjährigen, auch wird nochmals deutlich, dass die Früchte die C-Einlagerung dominieren. Mehr als 50 % des aufgenommenen Kohlenstoffs steckte in den Äpfeln. Umgerechnet auf eine entsprechende Pflanzung mit 2800 Bäumen speicherten die Wurzeln, Stämme und Sprosse insgesamt 2445.52 kg Kohlenstoff pro ha. In den Früchten befanden sich 3706.64 kg C/ha.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kohlenstoff ein Hauptnährstoff für die Pflanzen und ein wichtiger Bestandteil für den Fruchtertrag ist. Er wird in Form von Kohlendioxid bei Apfelbäumen vorwiegend auf der Unterseite der Blätter aufgenommen. Anbautechnisch ist deshalb auf gesundes, ausreichend belichtetes Blattwerk zu achten. Die Anreicherung von CO² in der Atmosphäre fördert die Kohlenstoffaufnahme der Bäume und damit auch die Erträge.

Anmerkung
Die Trockensubstanzverteilung in Apfelbäumen aus verschiedenen Versuchspflanzungen wurde in mehreren Veröffentlichungen mitgeteilt und statistisch bearbeitet. Alle Literaturhinweise dazu werden am Ende nach Beantwortung der folgenden Fragen mitgeteilt:

Frage 2: Wie hoch ist die Kohlenstoffeinlagerung in Apfelbäumen in Abhängigkeit vom Fruchtbehang?

Frage 3: Welchen Einfluss hat die Nährstoffversorgung auf die Kohlenstoffeinlagerung in Apfelbäumen?

Frage 4: Wie wirken Trockenheit und Fruchtbehang auf die Kohlenstoffeinlagerung und Verteilung in Apfelbäumen?

Frage 5: Welchen Einfluss hat stauende Nässe auf die Kohlenstoffeinlagerung und Verteilung in Apfelbäumen?

Frage 6: Wie hoch ist die Kohlenstoffeinlagerung im Hauptertragsalter von Apfeldichtpflanzungen pro ha?

Kohlenstoff in Apfelbäumen

2. Kohlenstoffeinlagerung in Abhängigkeit vom Fruchtbehang

An Beispielen in Kapitel 1 konnte an vier- bzw. fünfjährigen Apfelbäumen auf schwach wachsender Unterlage gezeigt werden, dass zur Erntezeit etwa die Hälfte des insgesamt eingelagerten Kohlenstoffes sich in den Früchten befand. Wie aber verhält sich die Kohlenstoffaufnahme und - Verteilung in Apfelbäumen, die als Folge von Alternanz oder Blütenfrostschäden keine Früchte tragen? Dies konnte an vier- und fünfjährigen Bäumen der Sorte ‘Golden Delicious’ auf M9 ermittelt werden.

Dafür wurden bei 8 Bäumen die Blüten in frühem Stadium der Entwicklung entfernt während die fruchtragenden Vergleichsbäume jeweils etwa 100 Früchte trugen. Es könnte eingewendet werden, dass Bäume, die entblütet wurden sich anders verhalten als solche, die keine Blüten bildeten. Auch das konnte untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass die entblüteten Bäume schnell im vegetativen Wachstum aufholten und im Oktober alle Bäume sowohl gleiches Gewicht als auch gleiche Trockensubstanzverteilung aufwiesen.

Tab. 1: Kohlenstoffgehalt C/g in verschiedenen Pflanzenteilen von vierjährigen Apfelbäumen der Sorte ‘GoldenDelicious’ auf M9  in Abhängigkeit vom Fruchtbehang

                                                        Fruchtbehang
Pflanzenorgan                   ohne Früchte               mit Früchten
                                             g                                g

Wurzel                                 287.4                         187.6
Stamm/Sprosse                    411.7                         317.5
Blätter                                 262.4                         190.0
Früchte                                                                1000.5
___________________________________________________
Gesamt                                961.5                       1695.6
    
Tab.2: Prozentuale Anteile des insgesamt eingelagerten Kohlenstoffs pro Pflanze in den verschiedenen Pflanzenteilen von vierjährigen Apfelbäumen auf M9

                                                    Fruchtbehang
Pflanzenteil                   ohne Früchte %         mit Früchten%
___________________________________________________
Wurzel                                29.9                           11.1
Stamm/Sprosse                   42.8                           18.7
Blätter                                27.3                           11.2
Früchte                                                                59.0
____________________________________________________
                                        100.0                         100.0
      
Die Tabelle 1 zeigt die aufgenommene Kohlenstoffmenge und- Verteilung von vierjährigen Bäumen zur Erntezeit im Oktober. Es wird deutlich, dass die Bäume ohne Fruchtbehang wesentlich mehr Kohlenstoff in den Wurzeln, Sprossen und Blättern eingelagert hatten als tragende. Bei Letzteren befand sich jedoch ein sehr hoher Anteil des eingelagerten Kohlenstoffs in den reifen Früchten. Deshalb hatten die fruchtragenden Bäume insgesamt deutlich mehr Kohlenstoff eingelagert als die Nichtfruchtenden. Es zeigte sich, dass die Früchte das Wachstum von Wurzeln, Stamm, Sprossen und Blättern deutlich verringerten wie es in mehreren Arbeiten betätigt wurde und auch der Praxis bekannt ist.  Das würde bedeuten, das geringere Blattmasse der fruchttragenden Bäume mehr Kohlenstoff aufgenommen hat als die größere Blattmasse der Bäume ohne Früchte.

Tatsächlich ist auch dieses Phänomen mehrmals bestätigt worden. Die Blätter fruchttragender Bäume nehmen intensiver CO² auf als solche ohne Früchte und dies vor allem während des schnellen Wachstums der Äpfel im August. Dafür gibt es mehrere Erklärungen, die vielleicht  Wichtigste davon ist die, dass bei Fruchtbehang die entstehenden Assimilate relativ schnell aus den Blättern in die Früchte verlagert werden während es bei nichttragenden Bäumen nach Triebabschluss zu einem gewissen Rückstau von Assimilaten in den Blättern kommt, der die CO²-Aufnahme und -verarbeitung beeinträchtigt.

Die Kohlenstoffeinlagerung betrug umgerechnet bei den vierjährigen nichtfruchtenden Bäumen in Wurzeln, Stamm und Sprossen 1957.5 kg C/ha und in den fruchttragenden 1414.3 kg C/ha .Bei letzteren befanden sich 2801.4.kg C/ha in den reifen Früchten. Das dokumentiert nochmals, dass fruchttragende Bäume insgesamt wesentlich mehr Kohlenstoff eingelagert hatten als nichtfruchtende.

Wie aber sieht die Kohlenstoffeinlagerung bei fünfjährigen Bäumen aus, die in drei Jahren hintereinander vollen Ertrag brachten im Vergleich zu solchen die fünf Jahre lang keine Früchte trugen?

Tab. 3: Gesamtkohlenstoffeinlagerung (kumulativ) C /g in fünfjährigen Bäumen der Sorte ‘Golden Delicious’ auf M9 in Abhängigkeit vom Fruchtbehang

                                             Fruchtbehang
Pflanzenorgan          ohne Früchte             mit Früchten
__________________________________________
Wurzel                          856.4                      205.9
Stamm/Sprosse            2438.1                     667.5
Blätter                         1826.6                     775.8
Früchte                                                     3169.6
____________________________________________
Gesamt                        5121.1                   4818.8                        


Wenn die fünfjährigen Bäume ohne Ertrag blieben, lagerten sie wesentlich mehr Kohlenstoff in Wurzeln, Stamm, Sprossen und Blättern ein im Vergleich zu solchen, die im 3.4.und 5.Standjahr einen starken Fruchtbehang hatten. Früchte lagern vorrangig Kohlenstoff ein und hemmen gleichzeitig die Kohlenstoffanreicherung in den vegetativen Organen. Das verdeutlicht auch die Tabelle 4. Von dem insgesamt über fünf Jahre eingelagerten Kohlenstoff befand sich 65.8% in den Früchten und nur 34.2 % in den vegetativen Organen. Besonders die Wurzeln, aber auch Stamm, Sprosse und Blätter waren durch den Fruchtbehang bei der Kohlenstoffeinlagerung benachteiligt während bei nichtfruchtenden Apfelbäumen ein hoher Anteil des Kohlenstoffs in den Stämmen, Sprossen, Blättern, aber auch in den Wurzeln zu finden war (Tab.4). 
   
Tab.4: Prozentuale Anteile des insgesamt eingelagerten Kohlenstoffs in den verschiedenen Pflanzenteilen der fünfjährigen Apfelbäume

                                                         Fruchtbehang
Pflanzenorgan                    ohne Früchte               mit Früchten
_________________________________________________________________
Wurzel                                    16.7                           4.3 
Stamm/Sprosse                       47.6                         13.8
Blätter                                    35.7                          16.1
Früchte                                                                   65.8
_______________________________________________
Gesamt                                  100.0                       100.0
    

Die fünfjährigen Bäume hatten insgesamt 14 339.1 kg Kohlenstoff pro ha eingelagert, wenn sie keine Früchte trugen und 13 492.6 kg C/ha bei Fruchtertrag in den letzten drei Standjahren. Obwohl durch den dreijährigen Fruchtbehang das vegetative Wachstum stark eingeschränkt war im Vergleich zu nicht tragenden Bäumen, blieb die Kohlenstoffeinlagerung hoch und unterschied sich erst relativ gering im fünften Standjahr.

Schlussfolgerung
Die mitgeteilten Daten geben Anhaltspunkte über die Kohlenstoffeinlagerung und -verteilung in verschiedenen Pflanzenteilen von Apfelbäumen auf schwachwachsender Unterlage in Apfeldichtpflanzungen. Apfelbäume entnehmen der Atmosphäre beachtliche Mengen an Kohlenstoff, der ein Hauptnährstoff für diese Pflanzen ist. Die Wurzeln, Stämme und Sprosse speichern den Kohlenstoff und können Ihn über lange Zeiten binden.

Die schnell sich entwickelnden Äpfel nehmen in starkem Maße und vorrangig den Kohlenstoff auf. Sie fördern die Kohlenstoffaufnahme in Form von CO² und verringern den Kohlenstoffgehalt in den Wurzeln, Stämmen, Sprossen und Blättern im Vergleich zu Bäumen ohne Behang.

Starker Fruchtbehang in mehreren aufeinander folgenden Jahren erschöpft die Kohlenstoffreserven in den vegetativen Organen, wenn nach der Ernte nicht mehr genügend Zeit bleibt für die Kohlenstoffeinlagerung in Wurzeln, Stämmen und Sprossen.  
   

3. Einfluss der Nährstoffversorgung auf die Kohlenstoffeinlagerung in Apfelbäumen.

In Kapitel 1 und 2 wurde auf die Menge an Kohlenstoff hingewiesen, welche junge, bedarfsgerecht versorgte Apfelbäume aufgenommen und eingelagert hatten. Bekanntlich werden die CO²-Aufnahme und das Wachstum der Apfelbäume durch Steigerung der CO²-Konzentration in der Atmosphäre gefördert. Was aber passiert, wenn die Bäume Mangel an einem oder mehreren Makronährstoffen (N, K, P, Ca, Mg, S) und Mikronährstoffen (Fe, Mn, Cu, Zn, B, Molybdän, Cl) haben,die vorwiegend über die Wurzeln aufgenommen werden?

Dazu gab es Untersuchungen an 16 vierjährigen Apfelbäumen der Sorte Golden Delicious auf M 9 ,die  in einer Lysimeteranlage kultiviert wurden. Acht Bäume wurden laufend bedarfsgerecht mit allen Nährstoffen versorgt. Bei den anderen acht erfolgte eine Verringerung der Nährstoffgabe im letzten Standjahr bis auf nur 10 % der bedarfsgerecht versorgten Pflanzen. Zur Erntezeit Ende Oktober(100 Früchte pro Baum) wurden die Bäume gerodet und in Wurzel, Stamm, Sprosse, Blätter und Früchte zerlegt. Alle Pflanzenteile wurden bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Aus den Trockengewichten der Pflanzenteile konnten die Kohlenstoffgehalte errechnet werden.
     
Tab.1: Einfluss der Nährstoffversorgung ( 100 % bzw.10 %) auf den Kohlenstoffgehalt (g) in den Pflanzenorganen von vierjährigen Bäumen der Sorte Golden Delicious auf M9.

 Pflanzenorgan               Nährstoffversorgung
        (g)                        100%              10%       
_______________________________________
Wurzel                          367.9             499.9
Stamm, Sprosse          1380.8             888.2  
Blätter                          558.1             250.5            
Früchte                       2213.3             889.9
________________________________________
Gesamt                       4520.1           2528.5

Die verringerte Nährstoffversorgung (10%) im vierten Standjahr resultierte in einer starken Abnahme der Kohlenstoffeinlagerung in die Bäume im Vergleich zu bedarfsgerecht Versorgten (100%). Alle Pflanzenteile hatten weniger Kohlenstoff eingelagert mit Ausnahme der Wurzeln. Diese enthielten mehr Kohlenstoff bei Nährstoffmangel als bei bedarfsgerechter Versorgung. Das ist ein Phänomen das auch bei ähnlichen Versuchen mit ‘Gloster’ und 'Cox Orange’ gefunden wurde. Bei Nährstoffmangel versuchten die Bäume ihr Wurzelwachstum durch verstärkte Assimilat-bzw. Kohlenstoffzufuhr zu fördern um damit ihre Nährstoffaufnahme zu verbessern.

Deutlich wird auch bei diesem Versuch das starke C –Aneignungsvermögen der Früchte.
Die verringerte Kohlenstoffaufnahme bei Nährstoffmangel ist zum großen Teil auf die stark verringerte Blattfläche
     
zurückzuführen. Bedarfsgerecht versorgte Bäume hatten im Oktober des vierten Standjahres eine durchschnittliche Blattfläche pro Baum von 1034.8 dm² während solche,die nur 10% der Makro-und Mikronährstoffe erhielten, eine Blattfläche von 411.8 dm² bildeten.

Schlußfolgerung
Nachweislich fördert die CO² Anreicherung in der Atmosphäre  (zur Zeit 415 ppm) das Pflanzenwachtum und auch die Erträge. Das wird aber nur funktionieren,wenn die Pflanzen  keinen Mangel an den anderen benötigten Nährstoffen haben,da ansonsten das Blattwachstum und damit die CO² aufnehmende Fläche reduziert wird. Außerdem kann die CO²-Aufnahme der Blätter bei Mineralstoffmangel durch gestörte Assimilationsprozesse und Behinderung des Abtransportes von Photosyntheseprodukten aus den Blättern gestört sein.

                     
4. Wie wirken Wasserversorgung und Fruchtbehang auf die Kohlenstoffeinlagerung in Apfelbäumen?

Wasser ist für die Apfelbäume wie für alle Pflanzen notwendig um Nährstoffe aufzunehmen und sie wie die Assimilate innerhalb der Pflanze zu verteilen. Außerdem wird Wasser für das Funktionieren aller Stoffwechselvorgänge und zum Kühlen (Transpiration) der Baumoberflächen an heißen Tagen benötigt. Alle Wachstumsprozesse der Pflanzen sind nur mit Hilfe von Wasser möglich. Die Apfelbäume versuchen sich dem Wassermangel anzupassen. Dazu gehört, das sie bei Trockenheit die Wasserabgabe durch Schließen der Spaltöffnungen verringern und sofort jegliches Wachstum von Sprossen und Blättern stoppen. Eine Ausnahme machen die Wurzeln. Sie wachsen auch bei Trockenheit weiter, um an eventuelle Feuchte im Erdreich zu gelangen.

Mit der verringerten Blattfläche wird gleichzeitig die Kohlenstoffaufnahme verringert. Weiterhin versuchen die Bäume ihre Wasser abgebende Oberfläche zu verkleinern. Das erfolgt durch Abstoßen von Blüten und Jungfrüchten im Frühjahr sowie dem Einrollen und Welken der Blätter. Die älteren Blätter fallen ab. Obwohl Apfelbäume ein sehr ausgeprägtes Wasserhaltevermögen besitzen, können sie als Folge andauernder extremer Trockenheit langsam von oben nach unten absterben. Zuerst sterben die jungen Triebe ab bis zur Trennschicht am nächst älterem Sprosse. Das Absterben erfolgt weiter auch bei den älteren Trieben jeweils bis zur nächsten Trennschicht und schließlich vertrocknen Äste und Stamm. Am längsten überlebt das Wurzelsystem, welches bei Wasserzufuhr dafür sorgt, dass der Baum wieder austreibt.
                    
Um den Einfluss von Wasserversorgung auf  die Kohlenstoffaufnahme von dreijährigen Apfelbäumen der Sorte Golden Delicious auf M9 zu ermitteln diente folgender Lysimeterversuch:  Jeweils 8 Bäume wurden im zweiten und dritten Jahr  bedarfsgerecht mit Wasser versorgt. Weitere acht Bäume erhielten täglich nur die Hälfte der Wassermenge, welche die bedarfsgerecht versorgten Bäume am Tag zuvor verbraucht hatten und weitere 8 Bäume erhielten täglich nur 25 % der Wassermenge, die von den voll versorgten Bäumen am Tag zuvor verbraucht wurde. Innerhalb jeder Behandlung gab es vier Bäume ohne und vier mit Fruchtbehang. Die Aufbereitung des Pflanzenmaterials erfolgte nach der Rodung wie in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben.

Tab.1 zeigt den Gesamtkohlenstoffgehalt der dreijährigen Bäume zur Erntezeit im Oktober. Die Bäume hatten sich an die unterschiedliche Wasserversorgung angepasst. Die täglich bedarfsgerecht mit Wasser versorgten Pflanzen lagerten die größte und die am wenigsten mit Wasser versorgten die geringste Menge an Kohlenstoff ein. Ähnlich wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, nahmen die fruchtragenden Bäume auch bei geringer Wasserversorgung mehr Kohlenstoff auf als die nichtfruchtenden.
 
                      
Tab.1: Kohlenstoffgehalt (g) von dreijährigen Apfelbäumen der Sorte Golden Delicious auf M9 in Abhängigkeit von Wasserversorgung und Fruchtbehang
 
Wasserversorgung           ohne Früchte           mit Früchten
 
   100 %                             1212.3                    1867.0
     50 %                              783.9                      974.7
     25 %                              444.0                      572.9 
____________________________________________                                   

Wie bei Nährstoffmangel zeigte sich auch bei geringer Wasserversorgung, dass die Kohlenstoffeinlagerung in Blätter, Triebe, Äste und Stamm stark eingeschränkt war im Vergleich zu den bedarfsgerecht versorgten Bäumen. Bei den Wurzeln war dies anders. Die schlechter mit Wasser versorgten Pflanzen förderten das Wurzelwachstum, um an Wasser zu gelangen. Der Anteil des eingelagerten Kohlenstoffs in den Wurzeln am Gesamtkohlenstoffgehalt betrug  deshalb bei den bedarfsgerecht versorgten Bäumen 9.0 %  und bei den mit wenig Wasser versorgten  17.3 % bzw. 25.0 %. Die verringerte Kohlenstoffeinlagerung der Apfelbäume bei Wassermangel war in diesem Versuch vorwiegend durch die stark verringerte Blattoberfläche bedingt (Tab.2). Die Bäume produzierten bei verringerter Wasserversorgung deutlich weniger und kleinere Blätter als die bedarfsgerecht versorgten.
 
                    
Tab.2: Einfluss unterschiedlicher Wasserversorgung auf die Gesamtblattfläche sowie auf Zahl und Größe der Blätter von dreijährigen Apfelbäumen der Sorte Golden Delicious auf M9

Wasserversorgung     Blattfläche    Blattzahl   Einzelblattfläche
                                  (dm²)           (cm²)
__________________________________________________
         100 %                626.1          2287           27.4 
          50 %                 262.1          1199           21.8
          25 %                 146.0            717           20.4
__________________________________________________

Schlussfolgerung
Als Folge geringer Wasserversorgung sind Apfelbäume nicht in der Lage das erhöhte CO²-Angebot aus der Atmosphäre für ihr Wachstum und den Ertrag optimal zu nutzen. Im oben beschriebenen Versuch passten sich die Apfelbäume an das ihnen zur Verfügung gestellte Wasser an. Die Verringerung der Wasserversorgung führte zu deutlich niedrigerer Kohlenstoffeinlagerung vor allem in Blätter, Sprosse, Stamm und Früchte, nicht aber in die Wurzeln. Trotz Wassermangel lagerten auch in diesem Versuch fruchtende mehr Kohlenstoff ein als vergleichbare rein vegetative Bäume. Der Versuch verdeutlicht die Bedeutung einer bedarfsgerechten Wasserversorgung zur Optimierung der Kohlenstoffeinlagerung für Wachstum und Ertrag bei Apfelbäumen.

Bild von 2019
Scan und Bildbearbeitung: Franz Bellinghausen
Quelle: Bericht und Foto: Prof. Dr. Dr. Fritz Lenz
Zur Verfügung gestellt von Prof: Dr. Dr. Fritz Lenz

Raum: Ältestenrat Vitrine: Kohlenstoff in Apfelbäumen
Raum: Versuche/Obstbau Vitrine: Kohlenstoff in Apfelbäumen 2.
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